Kunst liegt immer im Auge des Betrachters. Ein Credo, das sich fast immer und überall anwenden lässt – auch auf die Airbrush-Technik. Während einige hier eine echte Kunst sehen, dürfte manch anderer Betrachter lediglich einen gewissen handwerklichen Ansatz erkennen. Und wer hat Recht? Beide Sichtweisen sind durchaus zulässig, denn betrachtet man die Objekte, welche mittels Airbrush „auf die Leinwand“ gezaubert werden, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Parallel muss man zugeben, das Airbrush sich auch gewissermaßen in die handwerkliche Richtung einordnen lässt, wenn man als Beispiel das Nageldesign, Lackierereien oder den Modellbau zugrunde legt. Für welche Richtung man sich entscheidet, wird unter anderem auf davon abhängen, welchen Einblick man in die Methoden und Techniken hat. Wie funktioniert Airbrush und den Grundzügen?
Airbrush: Der Versuch einer Begriffserklärung
Aus dem Englischen kann man Airbrush frei mit „Luftpinsel“ übersetzen. In dieser Bezeichnung liegt bereits ein Stück der Erklärung, um was es beim Airbrush geht: Farbe wird mithilfe eines Luftstroms auf ein Trägermedium gebracht. Eine einfache Theorie, die sich in der Praxis aber weit komplexer darstellt. Denn ob das Ergebnis gelingt und mit dem Luftpinsel ein „Kunstwerk“ entsteht, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Beeinflusst wird der Erfolg beim Airbrush unter anderem durch:
- den Aufbau der Airbrush-Pistole (oft Airbrush-Gun genannt),
- der verwendeten Farbe
- dem Arbeitsdruck
- dem Untergrund
- und dem Arbeitsplatz.
Wie genau beeinflussen die einzelnen Faktoren den Airbrush-Vorgang?
Airbrush: Farbe und Arbeitsgerät
Für´s Airbrush wird durch Druck ein Luftstrom erzeugt. Fügt man Farbe hinzu, entsteht aus dem Luft-Farbe-Gemisch ein feiner Nebel, ein Aerosol. Wie kommt das Aerosol aber auf den Untergrund? Der Clou ist der Aufbau der Airbrush-Pistole. Durch eine feine Düse wird die Farbe – in Kombination mit der Druckluft – in einen feinen Strahl verwandelt und auf das Trägermedium trifft.
Sind Farbe und Arbeitsdruck richtig eingestellt, ergibt sich von einer deckenden Farbschicht bis zu einer Lasur eine ganze Palette. Wer sich allerdings eingehend mit Airbrush beschäftigt, steht schnell vor einer Herausforderung – sich für den richtigen Pistolen-Typ zu entscheiden. In den vergangenen Jahren haben sich hier zwei Modelltypen eingebürgert, und zwar:
- Sprühpistolen vom Typ Single Action und
- Sprühpistolen mit Double Action Funktion.
Wo liegen die Unterschiede? Bei den Single Action Sprühpistolen wird mit Einsetzen des Luftstroms – durch Druck auf den Auslöser – sofort Farbe aus dem zugehörigen Farbbehälter angesaugt. Der Nachteil: Die Farbaufnahme lässt sich kaum dosieren. Sprühpistolen mit Double Action Funktion gehen einen anderen Weg. Hier lassen sich Luftstrom und Farbaufnahme separat regeln.
Aus diesem Grund ist die Double Action Sprühpistole für viele Anwendungen deutlich besser geeignet. Allerdings ist dieser Typ in den Anschaffungskosten oft wesentlich teurer und erfordert eine umfangreichere Pflege, da hier mit austauschbaren Düsen, Nadeln und Farbbehältern gearbeitet wird.
Farbe, Farbe, Farbe
Ohne Farbe kein Airbrush und keine Kunst – ein recht einfacher Zusammenhang. Die Entscheidung in der Praxis für eine Farbe ist allerdings alles andere als einfach, sondern gerade für den Laien ein Buch mit 7 Siegeln. Generell ließe sich fast jede Farbe nutzen, allerdings setzt der Durchmesser der Düse in den Airbrush-Pistolen einer freien Entfaltung Grenzen. Warum? Gerade im Hobbybereich und wo es auf sehr feine Arbeiten ankommt (Nailart, Painting), wird mit geringen Durchmessern von 0,2 – 0,5 mm gearbeitet.
Farben, die sehr große Pigmente enthalten, können schnell zum Verstopfen der Düse führen bzw. machen das Arbeiten mit der Sprühpistole ganz unmöglich. Beispiele wären etwa Metallic-Farben, die von Haus aus gröbere Pigmente mitbringen oder Acrylfarben geringerer Qualität. Bemerkbar machen sich grobe Pigmente in den verwendeten Farben unter anderem durch ein „Spucken“ der Sprühpistole, es entsteht ein subjektives Gefühl, dass die Airbrush-Pistole ins Stottern kommt.
Eine Problemlösung: Der Griff zu fein pigmentierten Farben, der Einsatz einer anderen Düse mit größeren Durchmesser oder ein höherer Arbeitsdruck. Wer grob pigmentiert Farben weiter verdünnt, wird wenig Erfolg haben, da hier schnell der deckende Charakter verschwindet – optimalerweise entscheidet man sich von Anfang an für spezielle Airbrush-Farben oder experimentiert einfach.
Was braucht es grundsätzlich für die ersten Schritte mit dem Airbrush? Dazu gehören:
- eine Airbrush-Pistole (Single oder Double Action)
- Druckluftflasche oder Kompressor
- die passende Farbe
- Reinigungsmittel und Geduld
Ohne geht´s nicht – Druckluft
Neben Farbe und Airbrush-Pistole braucht es den konstanten Luftstrom. Dieser entsteht entweder durch den Griff zu einer Druckluftflasche oder einen Kompressor. Letztere sind in der Anschaffung alles andere als günstig – den Preisen sind kaum Grenzen gesetzt. Als Minimum sollte der Kompressor nicht nur den minimalen Arbeitsdruck liefern, sondern so ausgelegt sein, dass sich der Druck regeln lässt. Denn je nach Konsistenz der verwendeten Farbe und Düse wird mit unterschiedlichen Arbeitsdrücken gearbeitet. Wer die Nerven der Nachbarn schonen will, sollte zu einem leisen Kompressor greifen.
Druckluftflaschen, die im Handel immer wieder angeboten werden, sind nur begrenzt praxistauglich. Einerseits ist deren Inhalt nach kurzer Zeit erschöpft und auf der anderen Seite führt die Ausdehnung des Gases zu einer Abkühlung, die Performance lässt nach kurzer Zeit nach.
Fehler und Sicherheitstipps für´s Airbrush
Aus Erfahrung wird man klug – ein Credo, welches besonders beim Airbrush gilt. Viele Fehler, die Einsteiger machen, sind mehr als frustrierend. Allerdings lohnt sich das am Ball bleiben. Um den Weg abzukürzen, hier einige Fehlerquellen:
- Farbe gelangt unter den Maskierfilm, wenn sie zu dick aufgetragen wird. Die Fehlerquelle ist entweder der Maskierfilm oder die Farbe – einfach dünnere Schichten mehrfach auftragen.
- Ein körniger Farbauftrag kann entstehen, wenn die Farbe zu grobe Pigmente enthält oder einfach noch zu pastös ist. Hier hilft ein Verdünnen, Airbrush-Farbe sollte in der Konsistenz in etwa der von Milch entsprechen.
- Läuft die Farbe beim Airbrush auseinander, kann dies mehrere Ursachen haben. Entweder ist die Farbe zu stark verdünnt, der Arbeitsdruck zu hoch eingestellt oder aber die Pistole wird zu nah an den Untergrund gehalten.
Wie man sieht – fast alle Fehler lassen sich beheben. Schwierig wird es allerdings, wenn Düse oder Nadel beschädigt sind, hier hilft nur der Austausch. Zum Schluss noch einige Sicherheitstipps:
- Beim Einsatz der Airbrush-Pistole immer auf eine gute Durchlüftung geschlossener Räume achten.
- Wer regelmäßig mit Airbrush arbeitet, sollte eine Schutzmaske tragen, da die Farben gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe enthalten kann. Spezielle Mini-Lackierkabinen können gerade im Modellbau eine Unterstützung sein.
- Verdünnungen können leicht entflammbar sein, sie sollten daher nicht in unmittelbarer Nähe von Kindern, Kerzen, offener Flamme usw. gelagert werden. Tipp: Acryl-Farbe lässt sich auch mit destilliertem Wasser verdünnen.